Die Schüler/innen der 10y und die des Deutschleistungskurses bei Frau Ruppert bekamen am 05.09.2019 Besuch von der Autorin Annegret Held. Die Autorin machte mit der 10y einen Workshop zum kreativen Schreiben und die Oberstufenschüler durften zwischenzeitlich vorbeischauen, um der Autorin Fragen zu stellen und einer Lesung beizuwohnen.
Alles ist still als Frau Held die Schüler/innen mit in ihre Welt der Bücher nimmt. Zuerst trägt sie eine Passage aus ihrem Roman „Armut ist ein brennendes Hemd“ vor. Die Geschichte spielt im 19. Jahrhundert, die Hungersnot ist ausgebrochen und Händler fahren durch Dörfer, versprechen hübschen jungen Mädchen ein besseres Leben in London und nehmen sie dann im Anschluss gegen einen Betrag mit. Auch aus ihrem Roman „Apollonia“ liest sie einen Ausschnitt vor. Die dreißig Schülerinnen und Schüler hängen an ihren Lippen während sie vorliest – der Inhalt wird greifbarer durch die Autorin, die genau weiß, wie sie effektvoll ihre eigenen Zeilen betonen und mit Mimik und Gestik unterstreichen muss.
Doch nicht nur ihre literarischen Erfolge teilt sie mit dem Kurs. Im Anschluss an ihre Lesung durften die Schüler/innen Fragen stellen und bei der Beantwortung zeigt sie viel von sich als Mensch hinter den Romanen.
„Wir kamen sie zum Schreiben?“, ist die erste Frage, die fällt und Frau Held lächelt: „Ich habe schon immer gern geschrieben, damals hatten wir nicht so viel Papier, also musste ich auf Karton schreiben, aber das Schreiben fiel mir schon immer leicht.
„Gibt es Störfaktoren, mit denen sie gar nicht schreiben können?“ Darüber muss die Autoren nicht lange nachdenken: „Ich muss mit mir selbst im Reinen sein, um zu schreiben, mit einem Kater oder ohne Konzentration und ohne Verbindung zum Text geht es nicht.“
„Frau Held, was inspiriert sie? Wann schreiben sie besonders gut? Haben sie Rituale?“, möchte eine Schülerin als nächstes Wissen. Die ehemalige Polizistin muss da dann doch nachdenken, aber lange warten die Schüler nicht auf eine Antwort: „Zuhause schreibt es sich am besten. Ich sitze dann auf dem Sofa, Decke und Laptop auf den Knien und Wasser nebendran. Eigentlich genauso wie man nicht schreiben sollte.“ Sie lacht und alle lachen mit.
Dann geht es zur Fanpost: „Was war die komischste Fanpost, die sie je bekommen haben?“ Die Schüler horchen auf und warten gespannt auf Frau Helds Antworten: „Ich wurde vor einiger Zeit angeschrieben und um ein Treffen gebeten, weil eine Person, die noch nie geschrieben hat, Tipps von mir haben wollte. Ich habe abgesagt. Meine Lektorin wurde schon einmal abends um 11 Uhr angerufen und angehalten ein Manuskript Korrektur zu lesen, sonst würde derjenige sich umbringen. Alles in allem sind alle Anrufe ab 8 Uhr nicht mehr normal.“ Sie lächelt. Viele weitere spannende Fragen folgen.
„Wie definieren Sie Literatur? An was machen sie Literatur fest?“, ist die abschließende Frage. Frau Held antwortet wohlüberlegt: „Literatur ist, wenn man ein Bild schafft und es im Gedächtnis bleibt, mit Sätzen, die einen doppelten Boden haben, mit neuen Wörtern, Wortkombinationen und Aussagereichtum.“
Alle sind nachdenklich und die Stille wird von der Schulklingel unterbrochen. Die Stunde ist vorbei und die Oberstufenschüler müssen zu ihrem darauffolgenden Unterricht. Doch die Begegnung war ein voller Erfolg und alle Teilnehmer waren begeistert von einer Autorin, die völlig ohne Allüren, mit viel Selbstironie und Ehrlichkeit von dem Leben als Schriftstellerin berichtet. Dabei gibt sie allen noch etwas Wichtiges mit: „Nutze das Leben und trinke aus ihm wie aus einem Kelch. Nur dann kann man die Seele spüren, die sich in Literatur widerspiegelt.“ (Zitat von Frau Held).
Lea Schüler, MSS 11, Deutschleistungskurs Frau Ruppert