„Was die kleine Momo konnte wie kein anderer, das war: zuhören. Das ist nichts Besonderes, wird vielleicht nun mancher Leser sagen, zuhören kann doch jeder. Aber das ist ein Irrtum. Wirklich zuhören können nur ganz wenige Menschen. Und so wie Momo sich aufs Zuhören verstand, war es ganz und gar einmalig. […] Nicht etwa, weil sie etwas sagte und fragte, was den anderen auf solche Gedanken brachte, nein, sie saß nur das und hörte einfach zu, mit aller Aufmerksamkeit und Anteilnahme. Dabei schaute sie den anderen mit großen, dunklen Augen an und der Betreffende fühlte, wie in ihm auf einmal Gedanken auftauchten, von dem er nie geahnt hatten, dass sie in ihm steckten.“
Michael Ende – Momo
Quelle: https://www.rediroma-verlag.de/ratgeber/ratgeber-schreiben
Auch in unserer schuleigenen Bibliothek ging es am 6.12.2023 ums Zuhören – und natürlich ums Vorlesen. Hier trafen sich nämlich die besten Vorleserinnen und Vorleser der Jahrgangsstufe 6, um vor ihrer Zuhörerschaft ihr Können erneut unter Beweis zu stellen. Zuvor waren in den Klassen jeweils die zwei besten Schülerinnen und Schüler für den Schulentscheid bestimmt worden:
Aus der 6a trat Lea Azaronok an, ihr Klassenkamerad Liam Deubig war leider erkrankt und konnte nicht teilnehmen. Mit dabei waren aber Mila Benz und Sophia Ochs (6b), Maximilian Wetzel und Eliana Wingerter (6c), Ramona Neu und Luis Reichling (6d) sowie Miriam Nelles und Anelia Sichward (6e).
Diese Klassensiegerinnen und Klassensieger lasen aus ihren Lieblingsbücher vor und schafften es, ihr Publikum in ganz unterschiedliche Lesewelten zu entführen: Da schlüpfte man mit Cornelia Funkes Protagonistin Julia selbst in einen magischen Adventskalender, konnte plötzlich, wie Alva aus Silke Schellmanns „School of talents“, die Sprache aller Tiere verstehen, schnippelte mit dem Küchenjungen Seth in Nicky Thorntons „Hotel der Magier“ mit dem verheißungsvollen Namen „Zur letzten Chance“ Gemüse oder überlegte sich mit Terry Pratchetts Hexenlehrerin Fräulein Verrat, die wie jede gute Hexe ihren genauen Todeszeitpunkt kennt, auf welche Weise der eigene Abgang würdig zelebriert werden sollte.
Für die Jury, die aus Lennart Scholz (Gewinner des letzten Vorlesewettbewerbs, 7y), Greta Hahn (Bibliotheks-AG, 9b), Annika Przygode (SV-Team, MSS 11) und Philipp Theobald (Deutschlehrer) bestand, waren drei Bewertungskriterien entscheidend: Lesetechnik, Interpretation und die Textstellenauswahl.
Nach der ersten Wettbewerbsrunde, in der die Schülerinnen und Schüler aus ihren selbst gewählten Texten vorlasen, mussten sie in der zweiten Runde eine unvorbereitete Textstelle aus Michael Endes Momo vortragen. Doch die Jury machte es in diesem Jahr besonders spannend, forderte ein weiteres Stechen und beriet sich eingehend. Um die Zeit der Entscheidungsfindung zu überbrücken, ließ sich unsere Schulleiterin Frau Ball nicht lange bitten, setzte kurzerhand ihre Lesebrille auf und las den Anwesenden selbst sehr eindrücklich aus Michael Endes Klassiker vor.
Schließlich stand das Ergebnis fest: Ramona Neu (6d) setzte sich als Siegerin des Schulentscheids durch. Mit ihrem lebhaften Vortrag aus Terry Pratchetts „Winterschmied“ und einem sehr souveränen Auftritt in der Finalrunde konnte sie die Jury überzeugen.
Zweite Siegerin wurde Miriam Nelles (6d), die den Zickenterror aus Patrizia Schröders „Beste Freundin, blöde Kuh!“ auf eine durchaus authentische Weise zu präsentieren wusste. Insgesamt hatte die Jury keine leichte Wahl, denn alle Vorlesenden punkteten mit ihrer ganz eigenen Art der Interpretation.
Am Ende der Veranstaltung erhielten alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer individuelle Buchpreise, die uns wie jedes Jahr als großzügiges Geschenk von Herrn Fuhrmann von der Universitäts-buchhandlung Hilbert gesponsert und sogar persönlich überreicht wurden. Hierfür möchten wir der Universitätsbuchhandlung ein herzliches Dankeschön aussprechen!
Ramona Neu wird nun Anfang des Jahres 2024 das Goethe-Gymnasium in der nächsten Entscheidungsrunde vertreten. Wir wünschen ihr dabei viel Erfolg und allen Teilnehmern weiterhin großes Vergnügen beim Vorlesen … und Zuhören!
Rebekka Christmann