Vier Tage im „Zweiten Rom“ - angehende Abiturienten in Trier

Lange mussten sie auf diese Fahrt warten, die Teilnehmer des LK Geschichte 13.

Die Pandemie ließ sie einfach nicht zu.

Eigentlich wollten die Schülerinnen und Schüler schon zu Beginn ihrer Oberstufenzeit nach Trier reisen. In der MSS 11/1 setzten sie sich intensiv mit der römischen Spätantike auseinander, vor allem mit Kaiser Konstantin dem Großen. Und der hatte nach seiner Proklamation zunächst von Trier aus den Westen des Imperiums regiert, ehe er seinen Aufstieg zur Alleinherrschaft (324) begann.  

 

Die „Roma secunda“ war die größte und bedeutendste römische Stadt nördlich der Alpen. Nirgendwo in Deutschland ist die römische Zeit so allgegenwärtig und spürbar wie in Trier.

 

Besonders die römischen Großbauten vermitteln noch einen Eindruck vom „Roman way of life“. Ohne Zeitdruck, dem Touristen bei einem Tagesaufenthalt ausgesetzt sind, konnte die Gruppe die Porta Nigra, das Amphitheater, die Kaiserthermen oder die antike Badeanlage am ehemaligen Forum („Viehmarktthermen“) studieren. Das sicher spektakulärste Monument ist die Palastaula, in der im vierten Jahrhundert sechs römische Kaiser Hof hielten. Die oft als „Konstantinsbasilika“ bezeichnete Halle gilt als der größte noch erhaltene Innenraum der Antike überhaupt!

 

Aber auch den Anfängen des Christentums kam man auf die Spur. Eine profunde Führung erläuterte die Ausgrabungen unter dem Domvorplatz, wo man vor einigen Jahren die Relikte der ersten unter Konstantin entstandenen Basilika freilegte.

 

Mit der Frage, wie denn dieses Weltreich nach einem halben Jahrtausend im Westen untergehen konnte, beschäftigt sich derzeit eine Ausstellung an drei Standorten in Trier. Zwei von ihnen besuchten auch die jungen Leute, im Landesmuseum und im Diözesanmuseum neben dem Dom und der Liebfrauenkirche.  Dabei kamen aber auch die Highlights der Dauerausstellungen nicht zu kurz, beispielsweise der gerade wieder im Landesmuseum zugängliche Goldschatz mit seinen über 2600 Münzen oder die einzigartigen Deckenmalereien aus dem „Haus der Helena“, der Mutter Konstantins im Bischöflichen Museum.

 

Einen seltenen Einblick erhielten die angehenden Abiturienten in den Innenbereich der Benediktinerabtei von St. Matthias im Süden der Stadt. Bruder Thomas führte durch den frühgotischen Kreuzgang sowie die ehemaligen Schlaf- und Speisesäle. Beim Grab des Apostels Matthias und an den Sarkophagen der beiden ersten Trierer Bischöfe Eucharius und Valerius aus der Mitte des 3. Jahrhunderts endete der Rundgang.

 

Aber nicht nur für Christen ist Trier wegen des Apostelgrabs oder der im Dom verwahrten Tunika Jesu Christi („Heiliger Rock“) ein Wallfahrtsort; auch Marxisten aus aller Welt pilgern in die Moselstadt, wurde hier doch 1818 Karl Marx geboren. Mit 17 Jahren machte er am preußischen Friedrich-Wilhelm-Gymnasium Abitur und zog dann zum Studium nach Bonn.

In dem von der Friedrich-Ebert-Stiftung betreuten Geburtshaus des umstrittenen Denkers machte eine Führung mit Leben und Wirkungsgeschichte der kommunistischen Ikone vertraut.

 

Bevor die Gruppe Trier mit der Bahn verließ, stand noch ein Besuch in der Krypta der Jesuitenkirche auf dem Programm. Hier ruht Pater Friedrich Spee (1591-1635), der mit seiner Aufklärungsschrift „Cautio criminalis“ die mörderische Praxis der Hexenprozesse kritisierte. Auch mit dieser Thematik hatte sich der LK Geschichte im Unterricht auseinandergesetzt.

 

Dank der zentralen Lage des Quartiers im Warsberger Hof (Kolpinghaus) konnten die Kursteilnehmer alle Ziele im Innenstadtbereich schnell erreichen. Und da auch das Wetter weitgehend mitspielte, gestaltete sich der Aufenthalt im „zweiten Rom“ sehr angenehm.

 

Begleitet wurde die Gruppe von Dr. Michael Stadelmaier und Andreas Britz.

 

Fotos: Michelle Schmidt, Madeleine Wetzka, Dr. Michael Stadelmaier

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