„Extrem gut war, dass Frieders Depression so realistisch dargestellt wurde!“, sagt Sabrina Eckart. Die Schülersprecherin ist fasziniert, sitzt im altehrwürdigen Saal des Theaters Heidelberg und spricht wie ihre 23 Mitschülerinnen und Mitschüler der Leistungskurse Deutsch aus den Jahrgangsstufen 11 und 12 mit Antonia Leitgeb, der Dramaturgin des Stückes „Auerhaus“. Zudem freuen sich die Schauspielerinnen und Schauspielern Jonathan Schimmer, Jonah Moritz Quast, Lea Wittig und Magdalena Neuhaus nach 75 Minuten begeisterndem Schauspiel über das große Interesse der Jugendlichen und geben bereitwillig Auskunft über die Ideen und die Rahmenbedingungen, die zur Umsetzung des Bestsellers von Bov Bjerg aus dem Jahr 2015 geführt haben.
Doch nicht nur die hervorragende Darstellung von Hauptcharakter Frieder war Thema der Nachbesprechung. Diskutiert wurde zudem über „Auerhaus“ als Roman für Jugendliche und / oder Erwachsene, über die Dynamik der einzelnen Rollen und über das Lampenfieber der Schauspieler vor dem Auftritt. Außerdem wurde die in Roman und Stück thematisierte Musik aus den 1980er Jahren angesprochen, vor allem „Our house“ von Madness und „Birth school work death“ von The Godfathers. Darüber hinaus wurden Veränderungen gegenüber der Romanvorlage und deren Intentionen besprochen, hierbei vor allem eine gewinnbringende Stärkung der Nebencharaktere und die großartige Dekonstruktion des Bühnenbildes.
Aber nicht nur das Theaterstück und die Nachbesprechung beeindrucken am 3. März 2020 die Oberstufenschüler, sondern auch die vielfältigen Arbeitsfelder, die das Theater hinter den Kulissen bietet. Mit eigenen Schneidereien und Schreinereien, einem Theaterfundus voller Requisiten und unglaublich vielen Kostümen sowie Architekten und Bühnenbildnern wirkt das Theater Heidelberg wie ein eigenes Wirtschaftsunternehmen, das neben der Schauspielerei noch so viel mehr Erstaunliches zu bieten hat. Von der Führung durch eine der größten baden-württembergischen Schaubühnen waren die Schülerinnen und Schüler mehr als überzeugt. Hintergründe und Zusammenhänge der Theaterspielkunst waren nun klar geworden.
Dirk Wippert