"Mein Großvater war gar nicht so sehr Karnevalist“, erzählte vor einigen Jahren der gleichnamige Enkel des berühmten ersten Bundeskanzlers der Bundesrepublik Konrad Adenauer. Ob es damit zusammenhängt, dass uns das Adenauer-Haus im rheinischen Rhöndorf trotz Wieverfastelovend (Schmutziger Donnerstag) die Pforten öffnete?
Die Rede ist von der gemeinsamen Exkursion mehrerer Oberstufenkurse (LK Geschichte 12: Stadelmaier; GK Geschichte 13: Britz; LK Geschichte 13: Kröper) und einiger interessierter Zehntklässler am 8. Februar ins Rheinland.
Das Anliegen der drei Geschichtslehrkräfte war es, den Schülerinnen und Schülern einen Einblick in die Bonner Anfänge der Bundesrepublik zu geben und ihnen Persönlichkeit und politische Lebensleistung Adenauers näherzubringen.
Ursprünglich war geplant, vor dem Besuch des Adenauer-Hauses in Rhöndorf das sehenswerte „Haus der Geschichte“ in der früheren Bundeshauptstadt Bonn zu besichtigen. Einige Tage der geplanten Exkursion allerdings mussten die organisierenden Lehrer jählings gewärtigen, dass man die Rechnung ohne den Wirt – die jecken Rheinländer – gemacht hatte. Das „Haus der Geschichte“ stand uns wegen Weiberfasnacht leider nicht offen. So fand man kurzerhand aber rechtzeitig eine andere, nicht minder überzeugende und ins Programm passende Destination.
Nach etwas mehr als zwei Stunden Fahrt erreichten wir unser Alternativziel, die berühmte romanische Benediktinerabtei Maria Laach in der Eifel. Im Klosterforum erhielten wir mit Hilfe eines Films Einblicke in die rund tausendjährige Geschichte des Klosters und das monastische Leben. Auch für die Hauptfigur unserer Exkursion spielte das Kloster eine Rolle: Als „Bruder Konrad“ hielt sich Adenauer 1933/34 für fast ein Jahr im Laacher Mönchskonvent versteckt, nachdem der widerspenstige Kölner Oberbürgermeister für die nationalsozialistischen Machthaber zur Persona non grata geworden war und er zeitweise um sein Leben bangen musste. Der damalige Laacher Abt Ildefons Herwegen bot seinem Schulkameraden vom Kölner Apostelgymnasium Konrad Adenauer bei sich und seinen Mitbrüdern Asyl. Ein, zwei Monate des Untertauchens waren geplant. Es wurde ein ganzes Jahr daraus. Der katholische Glaube war für den ersten Bundeskanzler nicht nur in dieser Phase, sondern zeitlebens ein fester Bezugspunkt und eine nie versiegende Kraftquelle.
Pünktlich um 12.00 Uhr konnten wir in der Abteikirche dem Gesang der Mönche lauschen, die sich dort zum Chorgebet (Mittagshore) zusammenfanden. Neben der Arbeit (labora!) gehört das mehrmalige Beten (ora!) für die Brüder zum festen Bestandteil ihres täglichen Lebens in der Tradition des heiligen Benedikt.
Die Fahrt von Maria Laach nach Rhöndörf führte durch die Innenstadt von Neuwied, wo gerade der Unterricht endete, und bescherte uns en passant einen Blick auf verschiedene historische Highlights, nicht nur das Schlösschen derer von Leyen, sondern auch die Brückenportale der im Krieg zerstörten legendären Brücke von Remagen. Herr Britz, der aus der Gegend stammt und sie kennt wie seine Westentasche, fungierte vom Cockpit aus als Reiseleiter und teilte sein stupendes Wissen mit uns.
Quelle: Wikimedia Commons © W. Bulach
Um 14.30 durchmaßen wir dann in Rhöndorf die privaten Räumlichkeiten im Wohnhaus Konrad Adenauers, das heute mit einem Museum sowie einer kleinen Forschungseinrichtung verbunden ist. Adenauers Familie hatte das Rhöndorfer Haus dem deutschen Staat vermacht unter der Bedingung, dass an Bauzustand und Interieur nichts geändert wird. Die Besichtigung dort hat also etwas von einer Zeitreise und man kann könnte fast meinen, „der Alte“ käme gleich um die Ecke.
Nach rund zweistündigem Aufenthalt in Rhöndorf bestiegen wir wieder unseren Bus, den Herr Böhm aus Hördt mit ruhiger Hand lenkte, und kamen gegen 19.30 Uhr müde, aber um viele Eindrücke reicher, wieder in Germersheim an.
Quelle: Wikimedia Commons © Raimond Spekking