„Schreibt Briefe an die CDU!“, empfiehlt Malu Dreyer und steht auf der untersten Stufe einer Treppe im Bundesrat. Die Ministerpräsidentin lächelt gewinnbringend und antwortet auf die Frage, wann das Wahlalter auf 16 gesenkt werde. Die SPD-Politikerin blickt in die Gesichter der 21 Schülerinnen der Klasse 10y und meint: „Wir würden ja gerne, aber die CDU blockiert die Absenkung! Wir stellen als Ampel zwar die Regierung in Rheinland-Pfalz, aber wir haben keine Zwei-Drittel-Mehrheit!“
Treffen mit Ministerpräsidentin Malu Dreyer im Bundesrat
Aber nicht nur ein kurzes Gespräch mit der rheinland-pfälzischen Regierungschefin fasziniert die 108 Schülerinnen und Schüler des Johann-Wolfgang-Goethe-Gymnasiums während ihrer Berlin-Fahrt vom 7. bis 11. Juni 2022, sondern viele andere Highlights mehr. Die institutionalisierte Fahrt der Zehntklässlerinnen und Zehntklässler in die deutsche Hauptstadt mit politisch-historischem Schwerpunkt konnte aufgrund der Corona-Pandemie erstmals seit 2019 wieder stattfinden.
Brandenburger Tor
Im Bundestag wurde den Schülerinnen und Schülern während eines Infovortrags auf der Besuchertribüne im Plenarsaal auf Basis der im Sozialkundeunterricht gelegten Grundlagen die Sitzordnung, der Gesetzgebungsprozess sowie die Historie des Gebäudes erklärt. Auch die beeindruckende Kuppel mit ihrer Aussicht auf Deutschlands Kapitale stand auf dem Programm. Die 10b erlebte zudem mit dem kurz zuvor zum Parlamentarischen Staatssekretär bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung ernannten FDP-Parlamentarier Mario Brandenburg ein abwechslungsreiches Abgeordnetengespräch. Der Rülzheimer überzeugte hierbei mit seiner Nähe zu Themen, welche die Schülerinnen und Schüler als relevant erachteten. Die Büroleiter der Abgeordneten Thomas Hitschler (SPD) und Thomas Gebhart (CDU) brachten den Klassen 10y und 10a den Parlamentsbetrieb eindrucksvoll näher.
Gespräch mit dem Parlamentarischen Staatssekretär Mario Brandenburg (FDP)
10a im Bundestag
Im Bundesrat hatte die 10y die Gelegenheit neben dem Gespräch mit Malu Dreyer auch kurz mit dem Bundesratspräsidenten und thüringischen Ministerpräsidenten Bodo Ramelow (Die Linke) zu sprechen. Im anschließenden Besuch der Bundesratssitzung mit sehr vielen bekannten Regierungschefinnen und -chefs der Bundesländer erlebten die Schülerinnen Reden zu den Themen Digitalisierung und Klimaschutz.
Treffen mit Bundesratspräsident Bodo Ramelow im Bundesrat
Darüber hinaus besuchten einige Schülerinnen und Schüler die Veranstaltung „Radikalisierte Gesellschaft?“ im Berliner Ensemble. Das vom ehemaligen TV-Talkmaster Michel Friedman moderierte Gespräch mit Philosophin Carolin Emcke und der Staatsministerin im Kanzleramt für Kultur und Medien Claudia Roth (Bündnis ´90 / Die Grünen) begeisterte mit der Unterscheidung zwischen Extremismus und Radikalität sowie zwischen Abgrenzung und Spaltung.
Treffen mit Michel Friedman nach der Veranstaltung im Berliner Ensemble
Eine Zeitzeugenführung durch die Gedenkstätte Hohenschönhausen, die das ehemalige Gefängnis der Staatssicherheit während der DDR-Diktatur zeigt, ließ die Schülerinnen und Schüler mit Fassungslosigkeit zurück.
Gedenkstätte Hohenschönhausen
Ein Kontrastprogramm boten der Besuch einer Disko in der Warschauer Straße sowie Fotomotive am Brandenburger Tor, der Siegessäule, der East Side Gallery, der Weltzeituhr am Alexanderplatz, am Schloss Bellevue und am Checkpoint Charlie. Die 10a schaute sich zudem die Urban Berlin Street Art Tour an, die 10y das Theaterstück „Professor Bernhardi“ von Arthur Schnitzler in der Schaubühne am Lehniner Platz, wobei Tatort-Kommissar Jörg Hartmann in der Hauptrolle glänzte. Darüber hinaus erlebten die Schülerinnen und Schüler eine dreistündige geführte Fahrradtour entlang der ehemaligen Mauer sowie eine Führung durch das Bunkersystem „Berliner Unterwelten“.
"Berlin on bike" entlang der ehemaligen Mauer
Checkpoint Charlie
Kanzleramt
Schloss Bellevue, Amtssitz des Bundespräsidenten
Bruderkuss an der East Side Gallery
vor dem Bundesratsgebäude
im Plenarsaal des Deutschen Bundestags
Nach fünf sehr abwechslungsreichen Tagen können die Zehntklässlerinnen und Zehntklässler am Johann-Wolfgang-Goethe-Gymnasium auf eine beeindruckende Zeit in Berlin zurückschauen.
Dirk Wippert