„Häufig werden Schulleiter mit Kapitänen verglichen. Ich möchte nicht diesen Anspruch erheben! Ich bin Spielertrainer, nicht Trainer, nicht Kapitän“, sagt Martin Stein. Der neue Schulleiter steht in der Aula des Goethe-Gymnasiums und führt weiter aus: „Ich bin Teil der Mannschaft, gebe taktische Vorgaben, kann mich herausnehmen, will motivieren, manchmal den Elfmeter schießen, muss Richtung geben, greife Impulse aus der Mannschaft auf, will die Schule so leiten, dass alle eingebunden sind, Schule als einen Ort erfahren, der von allen gerne aufgesucht wird. Ein entspannter Ort ohne Druck ist Schule nicht, aber die Schülerinnen und Schüler sollen gerne in die Schule kommen. Angelehnt an den finnischen Glücksforscher Frank Martela: Es geht nicht darum glücklich zu machen, sondern die Quellen des Unglücklichseins zu beseitigen. Glück kann nicht verordnet werden, sondern Hindernisse müssen identifiziert und beseitigt werden. Ich bin Lehrer aus Leidenschaft, will zuhören und sprechen, will gemeinsames Lösen von Problemen.“
Demokratie sei heute keine Selbstverständlichkeit mehr. Er selbst habe 11 Jahre in einer Diktatur gelebt. Trotzdem habe er eine glückliche Kindheit gehabt. Doch habe es Entbehrungen im Alltag gegeben. Heute gebe es populistische Strömungen. Aufgabe der Schule sei es, junge Menschen zu mündigen Bürgerinnen und Bürgern zu machen. Schule müsse Räume schaffen, diskutieren und respektieren. Er habe die Erfahrung gemacht nicht alles sagen zu dürfen. Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität seinen für die Demokratieerziehung zentrale Ziele. Das GGG wolle Vielfalt leben und dies sei eine Herausforderung. Schule sei ein Ort des Lernens und des Lebens.
Aber nicht nur die Rede von Martin Stein überzeugte am 15. September 2025 die zahlreich erschienenen Gäste aus Politik und Verwaltung, die aktuellen und ehemaligen Lehrkräfte des Goethe-Gymnasiums sowie die an der Veranstaltung beteiligten Schülerinnen und Schüler, sondern viele weitere Programmpunkte.
Die zweite stellvertretende Schulleiterin Eva Ehrgott begrüßte die Gäste und unterstrich in ihrer Rede, dass Martin Stein bereits Maßstäbe gesetzt habe: in seiner Haltung, seiner Kommunikation und Ruhe. Er biete Orientierung und spiele – wie in einem Volleyballspiel – nicht um den Effekt, sondern beobachtend, abwägend und bedacht. Er agiere mit Überblick, Teamgeist und richtigem Gespür für den nächsten Spielzug.
Martin Stein habe das Feld bereits in den letzten Jahren als stellvertretender Schulleiter bespielt und weiterentwickelt. Beispielsweise beim Schullogo habe er nicht nur für Modernisierung, sondern auch durch einen konsequent partizipativen Ansatz für Identitätsstiftung gesorgt. Durch die Einbindung von Schülerinnen und Schülern, Kolleginnen und Kollegen sowie den Eltern sei es ihm im pädagogischen Bereich gelungen, Entwicklung nicht mit Kontrolle, sondern mit Vertrauen zu verbinden.
Martin Steins Beitrag zum Aufbau der digitalen Struktur, die Schaffung von Lernorten im Gebäude und sein Organisationstalent für viele Großveranstaltungen von Schulfesten bis zu Spendenläufen hätten große Momente der Gemeinschaft am Goethe-Gymnasium geschaffen.
Für die Schülerinnen und Schüler sei er sichtbar auf dem Hof, in der Mensa, im Unterricht, zudem nahbar im Gespräch und wach im Zuhören. Als Leiter der Volleyball-AG vermittle Martin Stein zudem Erfolgserlebnisse jenseits von Noten. Er führe mit Haltung und Humor, auch mal ziemlich trocken und selbstironisch nach Berliner Art mit Herzlichkeit und gesundem Einschätzungsvermögen.
Die erweiterte Schulleitung freue sich auf die Arbeit mit ihm. Sie persönlich schätze die Zusammenarbeit mit Martin Stein sehr. Diese sei von professioneller Klarheit, Direktheit, Ehrlichkeit, Vertrauen und Zuhören geprägt.
Andreas Bommer, leitender Regierungsdirektor der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Neustadt, überbrachte zu Beginn seiner Rede die Grüße von Bildungsminister Sven Teuber und ADD-Präsident Thomas Linnertz.
Hiernach referierte er Martin Steins beeindruckende Vita: Nach seinem Abitur an der Sophie-Charlotte-Oberschule Berlin (1997), seinem Staatsexamen an der Humboldt-Universität Berlin (2005) und seinem Referendariat (2005-2007) trat er eine Planstelle am Aufbaugymnasium Edenkoben an (2007). Bereits 2009 wurde Martin Stein Lehrbeauftragter und hiernach Fachleiter für das Fach Erdkunde am Ausbildungsseminar in Landau. Dadurch wurde er 2013 Studiendirektor. Von 2016 an fungierte er als stellvertretender Schulleiter am Johann-Wolfgang-Goethe-Gymnasium Germersheim, wo er im August 2025 zum Schulleiter aufstieg.
Das Amt des Schulleiters verglich Bommer mit jenem eines Gärtners: Es zähle die Bestandsaufnahme, die Neu- und Umgestaltung, die Pflege, aber auch die Rolle eines jeden Baumes. Der Schulleiter sei Archivar und Zukunftsforscher. Hinzu müsse aber auch ein Quäntchen Glück kommen, das er Martin Stein von ganzem Herzen wünsche.
Landrat Martin Brandl unterstrich, dass das GGG das Flaggschiff für Bildung im Landkreis Germersheim sei. Sein Verhältnis zum neuen Schulleiter sei von Anfang an von Vertrauen geprägt gewesen: Man habe sich mit „´Ich bin de´ Martin!´ – ´Ich a´ch!´“ begrüßt. Das Goethe-Gymnasium beobachte er nicht nur als Landrat mit großem Interesse, sondern auch als ehemaliger Schüler, der hier vor 25 Jahren Abitur gemacht habe.
Marcus Schaile machte deutlich, dass Martin Stein sich bereits als stellvertretender Schulleiter viele Meriten erworben habe.
Als Germersheimer Bürgermeister sei er sehr dankbar für die herausragende Zusammenarbeit des Goethe-Gymnasiums mit der Stadt. Das Projekt „Goethe Goes Green“ habe dazu geführt, dass Germersheim zur Klimakommune im PAMINA-Raum geworden sei. Außerdem nehme das GGG mit großem Erfolg beim Stadtradeln teil. Die Stadt habe dem GGG eine Monster-Kicker-Anlage zur Verfügung gestellt und die Beteiligung des Goethe-Gymnasiums an der Städtepartnerschaft mit dem französischen Tournus sei unglaublich bereichernd.
Die Partnerschaft mit dem ungarischen Zalaszentgrót solle durch einen Austausch mit Schülerinnen und Schülern ausgedehnt werden. Erst am Vorabend sei er mit einer 30-köpfigen Delegation zurückgekehrt, in der sich auch zwei Schülerinnen und Schüler des Goethe-Gymnasium befunden hätte.
Martin Stein stehe für echte Menschlichkeit, faires Miteinander statt Gegeneinander, sei freundlich und kommunikativ. Die Stadt werde ihn immer unterstützen.
Dr. Kerstin Bienroth unterstricht für den Freundeskreis, dass Martin Stein bereits als stellvertretender Schulleiter beeindruckt habe. Er argumentiere sachlich und akzeptiere, wenn etwas nicht möglich sei. Der vom Freundeskreis unterstützte Goethe-Bus sei mit großem Dank aufgenommen worden. Als Geschenk überbrachte der Freundeskreis Ritter Keule als Leuchtstatue. Das Maskottchen von Martin Steins Lieblingsfußballverein Union Berlin solle eisern durch den Bürokratiedschungel helfen.
Der Vorsitzende des Schulelternbeirats Kilian Kunz wertschätzte die Leistung des bisherigen stellvertretenden Schulleiters und unterstrich, dass diejenigen, die heute freiwillig Schulleiter werden wollten, entweder mutig oder verrückt sein müssten, im Idealfall beides. Martin Stein jedenfalls stecke voller positiver Energie. Durch seine Vorliebe für das Volleyballspiel besitze er strategische Fähigkeiten für das Schulleiteramt. „Wir Eltern vertrauen der Schule das Wichtigste an, das wir haben: unsere Kinder!“ Martin Stein kenne beide Seiten. Außerdem verbinde er Berliner Humor mit Pfälzer Gelassenheit. „Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit!“
Für den Personalrat verglich Anne Bergfeld den Amtsantritt Martin Steins mit dem Film „Cast Away“, in dem Schauspieler Tom Hanks alleine auf einer einsamen Insel strandet und sich in einem zu einem Kopf umgebauten Volleyball einen neuen Freund sucht. Auch Martin Stein verbinde die Liebe zum Volleyball und seine Arbeit könne mit einer Schiffsfahrt gleichgesetzt werden. Hanks hoffe auf eine Rettungsmannschaft, Martin Stein könne sich auf seine erweiterte Schulleitung und auf das Kollegium verlassen. Einen Volleyball wie in „Cast Away“ brauche er nicht, er habe Eva Ehrgott. Erste Eindrücke, wie sich Martin Stein die Schule verändern wolle, habe es bereits gegeben.
Finia Wienert und Julia Wojtala präsentierten ein Video, in dem Schülerinnen und Schüler jeweils drei Worte über den neuen Schulleiter äußerten. Sie dankten Martin Stein dafür, dass sie sich während den zwei Jahren als Schülersprecherinnen niemals alleine gefühlt hätten und den Schülerinnen und Schüler so viel zugetraut werde. Jeder und jedem werde eine Stimme gegeben und erhalte Unterstützung.
Wolfram Henrichsmeier ergriff für die Fachschaften Erdkunde und Sport, aber auch als langjähriger Freund Martin Steins das Wort. Seit ihrem ersten Treffen im Jahr 2005 als neue Referendare am Ausbildungsseminar Speyer habe Martin Stein ihn beeindruckt. Dieser sei sofort aktiv geworden. Von Beginn an seien ihm zwei Qualitäten aufgefallen: das Werden und die Zugehörigkeit. Martin Stein wisse, was er wolle und verfolge sein Ziel. Zudem habe er einen Blick für sein Umfeld. Als Schulleiter werde er nun ständig beurteilt und müsse liefern. Martin Stein habe ein tolles Team um sich.
Die ehemalige Schülersprecherin Yllka Sinani überzeugte mit dem Text „Der erste Schritt“, den ihr Mitschüler Valentin Steiner anlässlich eines Poetry Slams geschrieben hatte und der den Aufbruch sowie neue Wege thematisiert.
Teresa Rüsenberg und Elina Herzog aus den Leistungskursen Bildende Kunst überreichten dem neuen Schulleiter unter dem Motto „Kunst trifft Stein“ ein Gemeinschaftsgeschenk.
Die Wünsche der Verwaltung und des Kollegiums wurden Martin Stein auf bunt bemalten Steinen zuteil.
Im kulturellen Rahmenprogramm brachte die Theater-AG unter der Leitung der Lehrkräfte Rebekka Christmann, Mathias Metter und Jennifer Zimprich das Stück „Wanted – Helden bitte melden!“ auf die Bühne. Gesucht wurde ein neuer Superheld für das GGG: Hulk, Batman und Moodle Master wurden hierbei als unpassend abgelehnt. Fündig wurde man in Berlin mit Superman Martin Stein, der entsprechend eingekleidet wurde.
Musikalisch sorgte der von Jürgen Weisser geleitete Unterstufenchor mit „Shalala“ von Fredi Jirovec“ für reichlich Stimmung.
Das von Jan Delay bekannte „Oh Johnny“ hatte Eva Ehrgott zu „Oh Martin“ umgedichtet. Das beeindruckende Ergebnis mit „Om!“- und Elefantenrüsseleinlage brachte der Chor aus Lehrerinnen und Lehrer unter der Leitung von Jürgen Weisser auf die Bühne.
Das Schulorchester unter der Leitung von Friedemann Ernst überzeugte mit „Selections from Moana“.
Das Percussion-Ensemble unter der Leitung von Stephan Uthardt faszinierte mit „Groovin‘ Djembes“.
Martin Stein dankte in seinen abschließenden Worten seinen ehemaligen Schulleitern Harald Kargus und Philipp Jähne vom Aufbaugymnasium Edenkoben sowie den Sekretärinnen, die in Edenkoben ebenso die eigentlichen „Chefinnen der Manege“ gewesen seien wie am Goethe-Gymnasium. Auch Stefanie Mehret, heute Schulleiterin des Max-Slevogt-Gymnasiums Landau, dankte er für die gemeinsamen Erfahrungen am Studienseminar Landau. Gegenüber seiner Vorgängerin im Schulleiteramt, Ariane Ball, zeigte er sich erkenntlich, da diese ihm alle Freiheiten gegeben habe, Schule mitzugestalten. Sie habe zugelassen, dass er sich in alles hineinarbeiten konnte. Für die Zukunft zeigte sich Martin Stein zuversichtlich, da er sich mit Matthias Wolf, dem ehemaligen zweiten stellvertretenden Schulleiter am GGG und heutigen neuen Schulleiter des Gymnasiums Rheinzabern, gegenseitig in den neuen Positionen helfen könne. Die Montagsrunden mit der erweiterten Schulleitungsrunde liefen sehr gut. Das Goethe-Gymnasium erweise sich nicht nur aufgrund der Anmeldezahlen als Flaggschiff der Bildungslandschaft im Landkreis Germersheim, sondern auch aufgrund der positiven Rückmeldungen durch die Eltern. Ohne die Verwaltung durch die Sekretärinnen Christine Betzer und Ulrike Pirron-Settelmeier sei der alltägliche Wahnsinn nicht bewältigbar. Am GGG gebe es nette Schülerinnen und Schüler, eine konstruktive Elternschaft, einen Freundeskreis, der bedürftige Familien unkompliziert unterstütze, eine Stadt, mit der er sehr gut zusammenarbeite und einen Schulträger, mit dem er sich in Halbjahresgesprächen sehr gut abspreche. All dies schaffe die Basis, das Goethe-Gymnasium weiterentwickeln zu können.
Große Dankbarkeit empfinde er gegenüber allen Gästen, vor allem gegenüber den Eltern für ihr Vertrauen. Eva Ehrgott danke er für die Organisation und die alltägliche Unterstützung. Zudem freue er sich diese Schule mit so fleißigen Schülerinnen und Schülern leiten zu dürfen. Vor den zukünftigen Aufgaben habe er großen Respekt. Ein Schulleiter könne nur so stark wie die Gemeinschaft sein.
Nach rund zwei Stunden kann das Goethe-Gymnasium auf eine sehr gelungene Feier zur Einführung von Martin Stein als neuem Schulleiter zurückblicken. Alle Anwesenden wurden hiernach bei ausgelassener Stimmung zu Berliner Currywurst und Getränken eingeladen.
Dirk Wippert