„Wenn Sie wieder einen Koalitionsvertrag mitverhandeln dürfen, werden Sie dann zur Bedingung machen, dass das Wahlalter auf 16 sinken wird, wie dies auch in anderen Bundesländern wie Baden-Württemberg geschehen ist, obwohl dort die CDU mitregiert und eine Zwei-Drittel-Mehrheit für eine Verfassungsänderung nötig ist?“, fragt Jassin Popalzai. Der Zwölftklässler sitzt im Besprechungssaal 7 des rheinland-pfälzischen Landtags und zeigt bereits mit seiner Frage, wie gut er sich mittlerweile im politischen System der Bundesrepublik Deutschland auskennt. Alexander Schweitzer ist beeindruckt. Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident, der an der Kopfseite des Raums Platz genommen hat, gibt eine eindeutige Antwort: „Ich gehe davon aus, dass ich wieder einen Koalitionsvertrag verhandeln werde. Mein Ziel ist es, dies wieder mit den Grünen und der FDP zu tun. Wenn die CDU der Verhandlungspartner werden sollte, so wird das Wahlalter nicht gesenkt, weil diese das nicht will. In anderen Bundesländern war dies möglich, aber hier haben wir es mit einer anderen CDU zu tun, die in diesem Thema und auch in anderen nicht so aufgeschlossen ist.“
Aber nicht nur die Frage des 19-Jährigen faszinierte den Regierungschef am 11. September 2025 im Mainzer Parlament, sondern viele weitere Überlegungen, die die 13 Schülerinnen und Schüler aus den Leistungskursen Sozialkunde und Geschichte der Jahrgangsstufe 12 am Johann-Wolfgang-Goethe-Gymnasium Germersheim vorbrachten.
Burhan Günes erkundigte sich nach dem Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehr und ob es Möglichkeiten gebe diesen auch in ländlichen Regionen mit engem Takt zu versehen, wie dies vorbildhaft in Landau geschehen sei. Schließlich spielten dort ja auch Klimafragen eine große Rolle. Auch hier musste der Politiker aus Bad Bergzabern nicht lange überlegen: Zwischen Niederhorbach und Oberotterbach werde es sich nie lohnen einen Bus mit engem Takt fahren zu lassen. Hier müsse man auf andere Angebote setzen, die bei Bedarf gebucht werden können, gerne auch per App.
Florian Vorpahl, der aus der Jahrgangsstufe 11 mitgereist war, wollte wissen, was Alexander Schweitzers dringendste Anliegen in der Zeit nach Abschluss eines Koalitionsvertrags nach der Landtagswahl seien. Neben der Verkehrspolitik und zahlreichen Themen der sozialen Sicherung nannte der SPD-Politiker hierbei vor allem die Schulpolitik, in der die Landesregierung mit der Abschaffung der unangekündigten Hausaufgabenüberprüfungen einen großen Schritt gegangen sei, um Schülerinnen und Schüler voranzubringen und nicht ihre Lücken zu prüfen.
Dem knapp einstündigen Informationsgespräch mit dem Ministerpräsidenten vorausgegangen war ein einstündiger Besuch einer Landtagssitzung. Debattiert wurde dabei über ein Thema, das die Schülerinnen und Schüler aus ihrem Schulalltag sehr gut kennen und deshalb aus eigener Betroffenheit auf sehr großes Interesse stieß: Auf Antrag der CDU-Fraktion, den Umgang mit Smartphones in den Schulen restriktiver als bisher zu handhaben, diskutierten die Abgeordneten hitzig und allen wurde klar, wie weit die Positionen der Landesregierung und der verschiedenen Oppositionsparteien auseinanderliegen. Die Bildungsexpertin der CDU-Fraktion, Jennifer Groß, argumentierte, man müsse Schülerinnen und Schüler schützen, ihnen eine digitale Pause geben und ihnen ein ungestörtes Lernen ermöglichen, ohne den Drang zu verspüren, ständig zum Handy greifen zu können. Bildungsminister Sven Teuber (SPD) verdeutlichte in einer frei gehaltenen Rede seine Haltung, dass die Smartphones keinesfalls aus dem Schulalltag verbannt werden sollten, sondern hier unter klaren Regeln der Umgang mit Medien erlernt werden könne. Hierbei verwies er auch auf seinen regelmäßigen Austausch mit seinem Schülerpraktikanten vom Goethe-Gymnasium: Florian Vorpahl.
Zwischen den einzelnen Programmpunkten ergaben sich auch Gespräche einzelner Schülerinnen und Schüler mit den Abgeordneten Florian Bellaire (CDU), Katrin Rehak-Nitsche (SPD) und Markus Kropfreiter (SPD) aus den Wahlkreisen Wörth und Germersheim sowie mit Karin Dauscher von der Rheinpfalz. Hierbei ergab sich ein differenziertes Bild hinsichtlich der Standpunkte, die an diesem Tag im Landtag vertreten wurden.
Nach fünf sehr spannenden und informativen Stunden im Landtag bedankt sich das Goethe-Gymnasium bei Ministerpräsident Alexander Schweitzer für seine Einladung, die neben dem Infogespräch auch eine leckeres Mittagessen beinhaltete, beim Landtag für das sehr kurzweilige Einführungsgespräch und die sehr entspannte Atmosphäre und bei David Rosenberg, der als Leiter des Wahlkreisbüros von Alexander Schweitzer und ehemaliger GGG-Schüler dafür gesorgt hatte, dass neben den zahlreichen Gästen aus dem Wahlkreis Südliche Weinstraße auch die Schülerinnen und Schüler des Goethe-Gymnasiums für die Fahrt nach Mainz berücksichtigt wurden.
In der Vergangenheit haben die Schülerinnen und Schüler auch Veranstaltungen anderer Parteien besucht, beispielsweise das CDU-Südpfalztreffen mit Friedrich Merz oder die Bundesdelegiertenkonferenz von Bündnis 90 / Die Grünen, darunter auch direkte Einladungen nach Mainz von Martin Brandl (CDU).
Dirk Wippert