„Wie würden Sie reagieren, wenn Björn Höcke die Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Dachau besuchen würde?“ Um die Frage aus den Reihen der 71 Schülerinnen und Schüler der Klassen 10a, 10c und 10y am Johann-Wolfgang-Goethe-Gymnasium Germersheim zu beantworten, muss die Rundgangbegleiterin nicht lange überlegen. Sie macht sehr entschieden deutlich, wie mit dem thüringischen AfD-Fraktionsvorsitzenden umgegangen würde: „Björn Höcke würden wir rausschmeißen! Er hat sinngemäß das Wort "Schuldkult" verwendet, was bezüglich der Erinnerung an die im Nationalsozialismus ermordeten Menschen mit einem Besuch bei uns in der Gedenkstätte unvereinbar ist.“
Aber nicht nur Fragen zum aktuellen Umgang mit Menschen, die im Berliner Holocaustmahnmal ein „Denkmal der Schande“ sehen, interessierten die Zehntklässlerinnen und Zehntklässler am 9. Mai 2023 im nahe München gelegenen Konzentrationslager, sondern auch viele andere Fakten, die ihnen die Guides auf einer zweieinhalbstündigen Führung mitteilten und anhand von zahlreichen Gebäuden vermitteln konnten.
Nach dem Gang durch das Eingangstor, welches wie im Konzentrationslager Auschwitz die Aufschrift „Arbeit macht frei“ trägt, erfolgte die Besichtigung des Arrestzellengebäudes und eines Kunstdenkmals zur Erinnerung an die Ermordeten. Die Barracken, in denen die Gefangenen in den Jahren 1933 bis 1945 schlafen mussten, hinterließen bei den Jugendlichen einen ebenso großen Eindruck wie das Krematorium und die zu Testzwecken angelegten Gaskammern.
Das Goethe-Gymnasium hatte sich erstmals seit langer Zeit für einen Tagestrip in die bayerische Gedenkstätte entschieden, um einen Einblick in ein großes ehemaliges Lager inklusive Führung in deutscher Sprache zu bieten. Die Veranstaltung war Teil des vom Land Rheinland-Pfalz neu eingeführten Demokratietags.
Dirk Wippert