Der „Cicerone“ verlässt das Kollegium: Andreas Britz in den Ruhestand verabschiedet

„Welcher Ehrentitel könnte am besten zu Andreas Britz passen?“, fragt Michael Stadelmaier und legt eine Pause ein, indem er gekonnt in die Reihen der Zuschauerinnen und Zuschauer blickt, um eine Antwort zu erhalten. Diese gibt der Religions-, Latein- und Geschichtelehrer schließlich selbst, indem er die Bezeichnung „Cicerone“ vorschlägt. „Ein Cicerone“, so das Mitglied im Personalrat am Johann-Wolfgang-Goethe-Gymnasium Germersheim, „ist ein Fremdenführer, ein Reiseleiter, ein Kulturvermittler, jemand, der für seine Wissensvermittlung besonders bewundert wird! Diese Charakterisierungen können auf niemanden besser passen als auf Andreas Britz!“ Dies habe sich im Unterricht und auf zahlreichen Exkursionen und Fahrten mit seinen Schülerinnen und Schülern gezeigt. Oft habe Britz noch aus der Klassenzimmertür heraustretend mit seinen Schülerinnen und Schülern diskutiert, oft zu Unterrichtsinhalten, aber häufig auch zu seiner großen Fußball-Liebe – dem 1. FC Kaiserslautern. Andreas Britz sei jemand, der seine Meinung anderen nicht übergestülpt habe, dessen Unterricht durch Leidenschaftlichkeit geprägt und alles andere als steril gewesen sei.

 

 

Aber nicht nur Michael Stadelmaier würdigte am 9. Juli 2024 anlässlich der Verabschiedung von Andreas Britz in der Aula des GGG die Leistungen des Geschichte- und Religionslehrers, sondern zahlreiche andere Rednerinnen und Redner, die den Beifall der vielen aktuellen und ehemaligen Lehrkräfte ernteten, welche zu der rund 90-minütigen Veranstaltung erschienen waren.

Schulleiterin Ariane Ball dankte dem nun in den Ruhestand eintretenden Bellheimer für sein Engagement. Er habe viele Lerngruppen in vielen Schülergenerationen mit großem Wissen bereichert sowie zahlreiche Fahrten und Exkursionen durchgeführt. Hierbei habe er in 35 Jahren am Goethe-Gymnasium Werte und seine große Liebe zum Fach vorgelebt. Seine Schülerinnen und Schüler habe er ernstgenommen, was für eine gute Schule außerordentlich wichtig sei. Auch habe er als regionaler Fachberater für katholische Religion, in der Lehrplankommission und als Personalrat am GGG Akzente gesetzt. Unvergessen blieben auch seine 400 Sendungen im Deutschlandfunk und im SWR, in denen er Anstöße zum Nachdenken über das Leben und religiöse Inhalte gegeben habe. Auch in Schulbuchverlagen habe er entscheidend mitwirken dürfen. Ein besonderes Anliegen sei ihm der christlich-jüdische Dialog gewesen. Daher habe er zahlreiche private Reisen in die Türkei, den Libanon und nach Israel unternommen, um die dortigen Gesellschaftsstrukturen kennenzulernen. Für die Zukunft wünschte Ariane Ball ihm alles Gute und überreichte ihm die Urkunde der ADD zum Eintritt in den Ruhestand.

Der Religionskollege Christoph Müller bedauerte, dass es nie zu einem gemeinsamen ökumenischen Leistungskurs mit Andreas Britz gekommen sei. Das Wort „Ruhestand“ passe nicht zu einem so aktiven Menschen. Doch brauche es immer wieder Besinnung, um offen zu sein. Hierzu passe am besten das Wort „Shalom“, das dafür stehe, nicht zu vergessen, was in Deutschland passiert ist sowie für die Erschütterung über das, was sich am 7. Oktober 2023 in Israel ereignet hat und wie die israelische Regierung damit umgehe. Zudem stehe „Shalom“ für „Frieden“ und „Heil“, außerdem für die „Ganzheit“ und die Überlegung, dass das Gegenüber nicht ganz sei, aber von Gott diese vermittelt werden könne. „Shalom chaverim“ stehe für „Friede mit euch“, welches hiernach von allen Gästen im Kanon gesungen wurde.

Stephan Biehler nahm Bezug auf die Abiturzeitung 2003, in welcher zu lesen war, dass Andreas Britz der „Gröglaz“ sei – der „größte Geschichtslehrer aller Zeiten“, wie der Personalratsvorsitzende nach einer kleinen Pause auflöste. Auch sei Britz aufgrund „der Schnelle seiner Zunge“ als „Blitz“ bezeichnet worden.

Mathias Metter, der letzte Sitznachbar im Lehrerzimmer, initiierte ein Kahoot-Quiz, das 20 schwierige Fragen zum Thema „FCK“ an die spielbereiten Anwesenden richtete. Diese mussten internetbasiert richtig beantwortet werden, wobei auch Schnelligkeit eine Rolle spielte. Mit riesigem Abstand erfolgreichster Spieler war Andreas Britz selbst.

Der aus dem Rheinland stammende Fußballfan bedankte sich für die Reden und dafür, dass so viele Menschen seiner Einladung gefolgt seien. Er erinnerte an den Beginn seiner Tätigkeit am Goethe-Gymnasium im Jahr 1989. Den Mauerfall am 9. November habe er leider verpasst, da er das parallel stattfindende DFB-Pokalspiel gegen den 1. FC Köln auf dem „Betze“ besucht habe. FCK-Fan sei er immer gewesen. Das sei im Rheinland nicht so einfach gewesen. In Germersheim habe er dann auch seine spätere Frau kennengelernt.

Voraussetzung für gute Lehrkräfte seien für ihn, Jugendliche gerne auf ihrem Weg des Erwachsenwerdens begleiten zu wollen und sie dabei ernst zu nehmen sowie für die eigenen Fächer zu brennen. Lehrkräfte sollten auch Autoritätspersonen sein, keine flapsigen Kumpels.

Gern erinnerte er sich an die gemeinsamen Studienfahrten mit Gisela Herschbach nach Rom, während der sie den späteren Papst Benedikt XVI. trafen, und mit Helga Nuß-Graf nach Trier, Krakau und Auschwitz, damals begleitet durch das ZDF-Auslandsjournal. Ein Highlight sei es auch gewesen, die DFB-Pokal-Trophäe 1996 für drei Tage ans GGG zu holen. Diese sei in der Aula von vielen Hunderten Menschen bestaunt worden. Auch der Besuch des weltweit bekannten Schiedsrichters Markus Merk am Goethe-Gymnasium sei ein besonderer Höhepunkt gewesen.

Das Eintreten für die Werte der freiheitlichen Demokratie sei ihm besonders wichtig gewesen. Deswegen habe er immer wieder Zeugen aus der Zeit des Nationalsozialismus und der DDR-Diktatur eingeladen.

Nun habe sich Germersheim verändert. Die Muslime prägten mittlerweile das Stadtbild. Dies stelle Germersheim vor Herausforderungen. Die Reaktionen auf den 7. Oktober seien für ihn erschütternd gewesen. In den Klassen habe er eine aggressive Stimmung, Hass und Verschwörungstheorien wahrgenommen. Der Antisemitismus reiche bis in die Mitte der Gesellschaft. Am GGG sei gut darauf reagiert worden.

Der Krieg in Europa sorge dafür, dass die Opfer in den Klassenzimmern säßen. Appeasement sei lange Zeit ein akademisches Thema gewesen, jetzt sei es brandaktuell. Es gehe um Demokratie gegen Autokratie.

Darüber hinaus rief er dazu auf, die digitale Realität zu sehen: Der Lernstoff lasse sich digitalisieren, das Denken jedoch nicht.

Musikalisch bereichert wurde die Veranstaltung durch das Percussion-Ensemble um Musiklehrer Stephan Uthardt.

Andreas Britz bedankte sich für die zahlreichen Darbietungen und eröffnete hiernach das Buffet, zu welchem alle Anwesenden bei sehr guter Stimmung eingeladen wurden.

Dirk Wippert

 

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