„Die Dolchstoßlegende war Fake News!“ – GGG-Jahrgangsstufe 10 erinnert an historische Daten des 9. November

„Das war doch kein Schanddiktat! Was hätte Deutschland denn nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg sonst machen sollen?“ Anita Kopp steht empört in der Gymnastikhalle des Johann-Wolfgang-Goethe-Gymnasiums Germersheim und echauffiert sich über die Ausführungen ihres Mitschülers Tom Kaffka zum Versailler Vertrag. Die Zehntklässlerin streitet inszeniert mit Emily Höpfner, welche sich im Publikum ebenfalls erhoben hat und vehement dafür eintritt, dass die Gebietsabtretungen, die Reparationszahlungen und die alleinige Kriegsschuld von der neuen demokratischen Regierung in der Weimarer Republik niemals hätten unterzeichnet werden sollen.Diese zustimmenden und ablehnenden Haltungen gegenüber den Konferenzbeschlüssen der Siegerstaaten spiegeln die Stimmung im ersten Jahrfünft der Weimarer Republik plastisch wider und können als Auslöser für den Hitler-Putsch am 9. November 1923 gelten, über welchen die drei Schüler zusammen mit ihrer Klasse 10d informieren. Ursachen, Verlauf und Folgen des Staatsstreichs werden hierbei belebend und provokativ in Szene gesetzt.

Wie an jedem Schicksalstag der Deutschen, den der 9. November angesichts seiner vielschichtigen Bedeutung zweifelsohne darstellt, waren die Schülerinnen und Schüler zum Tag des historisch-politischen Gesprächs zusammenkommen, den der Landtag landesweit mit den Mandatsträgern veranstaltet. Nach einer kurzen Begrüßung durch Geschichtslehrerin und Organisatorin Annalena Buchlaub entrichteten auch der Landtagsabgeordnete Martin Brandl und Schulleiterin Ariane Ball Grußworte und freuten sich auf die etwa siebzigminütige Veranstaltung der zehnten Klassen, in der schnell klar wurde, dass der 9. November sowohl für verhängnisvolle als auch glückliche Momente deutscher Geschichte im 20. Jahrhundert steht.

Die 10b faszinierte hierbei mit einer umfassenden Analyse des 9. November 1918 und somit dem Ende der Monarchie und des Ersten Weltkriegs sowie der Ausrufung der ersten deutschen Demokratie. Zudem wurden die Folgen dieses revolutionären Tags beleuchtet, wobei auch die von rechten Kreisen verbreitete Dolchstoßlegende erwähnt wurde, welche unberechtigterweise den demokratischen Parteien die Schuld am verlorenen Ersten Weltkrieg gab.

Nach dem Vortrag der 10d zum Hitler-Putsch begeisterten Ralib Alyase, Serjoscha Krisch, Florian Weis und Emily Berge aus der 10y mit dem kleinen Theaterstück „Un soir chez les Joffo“, in welchem sich eine Familie auf Französisch über den 9. November 1938 unterhält, an welchem in der Reichspogromnacht unter anderem Synagogen in Brand gesetzt und Schaufensterscheiben jüdischer Läden eingeschlagen wurden. Vor 80 Jahren stellte dieser Tag für die Nationalsozialisten eine Art Aufbruch einer noch brutaleren Vorgehensweise gegen die Juden dar.

 

Abwechslungsreich reihte sich die 10c mit ihrer Präsentation zum Attentat Georg Elsers in der Nacht vom 8. auf den 9. November 1939 ein. Nach einem kurzen filmischen Einspieler zitierten die Schülerinnen und Schüler aus den Verhörprotokollen des württembergischen Schreiners, welcher kurz nach Beginn des Zweiten Weltkriegs hätte Weltgeschichte schreiben können, wenn seine Bombe im Münchner Bürgerbräukeller Adolf Hitler getötet hätte.

 

Die 10a setzte mit dem 9. November 1989 einen positiven Schlusspunkt, indem sie berühmte Zitate von bedeutenden Politikern vom Mauerbau bis nach dem Mauerfall in deutscher und englischer Sprache verlas.

Martin Brandl bedankte sich bei den Schülerinnen und Schülern für die lebhafte Umsetzung der verschiedenen historischen Ereignisse und hob insbesondere den Vergleich zu aktuellen Entwicklungen hervor. Die Dolchstoßlegende bezeichnete der Parlamentarische Geschäftsführer der CDU-Fraktion im rheinland-pfälzischen Landtag dabei als historische Fake News. Die heutige Informationsgesellschaft sei hierbei Segen und Fluch zugleich. Der Pate des Goethe-Gymnasiums für das Projekt „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ appellierte an die Zehntklässlerinnen und Zehntklässler Medien nicht nur zu konsumieren, sondern immer kritisch zu prüfen und sich eine eigene Meinung zu bilden.

Frau Ball schloss sich Brandls Ausführungen an und bedankte sich bei den Schülerinnen und Schülern sowie bei den Geschichtslehrern der zehnten Klassen für ihr großes Engagement und die sehr gelungene Veranstaltung.

 

Dirk Wippert

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