Am 16. Januar besuchten wir, die Klassen 10b und 10d, das Schauspiel „Die Reise der Verlorenen“ von Daniel Kehlmann, der zu den Topstars der aktuellen Literaturszene zählt. Mit Werken, wie „Die Vermessung der Welt“ und „Tyll“, hat dieser sich einen Namen gemacht und für seine Theaterstücke wurde er auch schon mit dem Nestroy- Theaterpreis ausgezeichnet.
Geschockt und ungläubig erfuhren wie an diesem Montagabend in der Germersheimer Stadthalle vom tragischen Schicksal der 937 jüdischen Menschen. Sie gingen im Jahr 1939 in Hamburg an Bord der St. Louis und wollten nach Kuba und von dort weiter in die USA oder andere Länder.
Doch der kubanische Präsident verbot die Einreise. Die Menschen durften das Schiff nicht verlassen. Die HAPAG in Hamburg protestierte. Immerhin waren horrende Summen für Landegenehmigungen gezahlt worden. Die erweisen sich nun als illegal und wertlos. Die St. Louis musste den Hafen verlassen, doch auch Amerika und Kanada verwehren die Einreise. Niemand auf der Welt wollte die jüdischen Flüchtlinge aufnehmen. Das Schiff muss zurückkehren und auf die meisten der Passagiere wartet der Tod in Konzentrationslagern der Nazis.
Uns hat fasziniert, aber auch irritiert, dass die Schauspieler mehrere Rollen gleichzeitig spielen und während des Stücks ihren Charakter reflektieren, und ihre Gedanken verraten. Es wurde klar, jeder kann in seinem Leben in eine Opfer- oder Täterrolle geraten. Die Darstellung des pflichtbewussten, aber aufgrund der menschlichen Schicksale verzweifelte Kapitäns Gustav Schröder, hat uns besonders beeindruckt. In den Kopf kamen uns dabei auch Bilder der aktuellen Fluchtdramen auf dem Mittelmeer.
